Wie produzieren wir Wissen und wie teilen wir es? Was ist ein kollektiver Lernprozess? Und was gilt es zu verlernen? Fragen, mit denen sich die Ausstellung School of Casablanca in der ifa-Galerie Berlin auseinandersetzt. Sie beleuchtet mit der Casablanca Art School einen Schlüsselmoment marokkanischer Kunstgeschichte, der nach der Unabhängigkeit in den 1960er Jahren das Konzept westlicher Moderne, Denkweisen und Lehrmethoden hinterfragte und stattdessen einheimische kulturelle Praktiken und Handwerk, Gemeinschaftsbildung und den öffentlichen Raum als Ort der Kunst stark machte.
Die Fragen sind auch in deutschen Bildungsinstitutionen und Lernräumen aktuell. Koloniale Kontinuitäten finden sich im Kontext Schule in rassistischen Darstellungen und diskriminierenden Interaktionen, aber auch in dem, was nicht gezeigt, gesagt und vermittelt wird. Curricula und Bildungsmaterialien weisen viele Leerstellen auf.
Im Austausch mit Lehrpersonen, Vermittler*innen und Bildungsakteur*innen haben wir an diesem Nachmittag solche Leerstellen in den Blick genommen und gemeinsam an einer diskriminierungskritischen Erweiterung und dem Füllen dieser Lücken gearbeitet.
Dabei beschäftigten wir uns mit aktuellen künstlerischen Positionen, die koloniale Erzählungen aktiv durchkreuzen und Gegenerzählungen schaffen. Beiträge der Publikation Untie to Tie – Koloniale Fragmente im Kontext Schule (Hg. A.Diallo/A.Niemann/M.Shabafrouz, 2021, bpb) sowie die Ausstellung selbst boten uns dabei anschauliche Anknüpfungspunkte, um die eigene Bildungspraxis zu reflektieren und erste neue Handlungsansätze zu entwerfen.
Mit Aïcha Diallo (interdisziplinäre Wissenschaftlerin, Kuratorin, Dozentin) und Karen Michelsen Castañón (Künstlerin/Filmemacherin, Kunstvermittlerin)
im Rahmen der Ausstellung School of Casablanca in der ifa-Galerie Berlin, 2024